Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Nebelflüstern

Nochmal eine Rückblende

Hier nochmal so ein Eintrag aus dem Tagebuch.
Ich habe ihn nach 4 Wochen stationärer Therapie geschrieben.
Heute - knappe drei Jahre später - kann ich sagen: Ich habe mich sehr verändert.
Doch, ich habe noch Panikattacken und Ängste, aber ich funktioniere nicht mehr auf Knopfdruck.
Ich nehme mich ernster, ich gehe bewußter mit mir um.
Und: Wenn ich in alte Muster zurück zu fallen drohe, habe ich drei Menschen, die mir das sagen, falls ich es nicht schon selbst gemerkt habe...
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Inne halten 13.06.2015, 20.57 | (0/0) Kommentare | PL

Sich etwas Gutes tun...

Sich selbst etwas Gutes tun.
Das war so ein Thema, an dem ich in Giessen länger arbeiten durfte, ja wirklich durfte.
Als man mir zum ersten Mal dort die Aufgabe stellte, mich vor jeder Entscheidung zu fragen: Tut mir das gut? Will ich das wirklich? war ich entsetzt.
Was heißt das? Tut mir das gut?
Die Entscheidung steht an und will getroffen werden, wen interessiert da, ob mir das gut tut?
MICH sollte das interessieren...
Quatsch... Unerhört, das ist ja fast schon egoistisch.
Will ich das wirklich?
Das Leben ist doch kein Wunschkonzert...
Ich war geplättet. Das waren ganz neue Töne...
Ob ich das sooo will, oder ob mein Mann doch Recht hatte, von wegen Psychofuzzies? Ich grübelte, ich kämpfte - gegen mich.
Ich seh schon, am Entlassungstag tanze ich meinen Namen...

Und es kam noch besser:

Ich bin der wichtigste Mensch in meinem Leben!

Hey, hey, jetzt aber mal langsam.
Das ist doch wirklich egoistisch!
Das geht ja gar nicht.
Und dann kamen noch solche Sätze wie: Wenn Sie sich nicht mögen, von lieben mal gar nicht zu mögen, warum dann die Anderen?
Wenn Sie so mit sich umgehen, warum dann nicht auch die Anderen?
Wenn Sie sich schlecht behandeln, warum sollen die Anderen Sie gut behandeln.
Wenn Sie sich als wertlos erachten, warum....

Es dauerte Wochen bis ich begriff, das das gar nicht so egoistisch war...
Ich hab da lange lernen dürfen.
Und es war holprig.
Langsam fand ich einen Weg zu mir. Aufarbeiten der Vergangenheit. Ablegen von solchen Sätzen aus der Kindheit, die ich hören durfte: Das kannst Du nicht. Du bist zu dumm. Lass mal, Du machst es nur kaputt...
So dahergesagte Sätze, die sich einbrennen und verfolgen bis ins Erwachsenenalter.
Ich wollte in der Schule im Chor singen... Die Lehrerin, du kannst nicht singen. Im nächsten Schuljahr ein anderer Musiklehrer... Der wollte für den Chor neue Mitglieder. Ein Vorsingen stand an. Ich kam an die Reihe und blieb stumm. Zumindest sang ich nicht, weil ich kann das ja nicht, hat die Frau Soundso gesagt, und die ist Lehrerin...
Jahre später, höre ich den Satz immer noch... Immer dann, wenn es an das Gute-Nacht-Ritual ging: Ich habe niemals meine Kinder in den Schlaf gesungen... Keines der drei. Ich habe stattdessen gelesen.
Ich singe heute immer noch nicht vor, aber ich singe mit. Ich singe im Duett mit Gloria Gaynor *I am what I am*, mit Whitney Houston *Give me one Moment in Time*, mit Adele.... Und Leute, ich sing mit dem großen Pavarotti *Nessum Dorma* oder mit Freddie *Barcelona*
Und ich kann dabei die Tränen laufen lassen. Vor Freude.
Ich singe! Im Auto. Lautstärke... laut, gut laut.
Und hey: Wen interessiert es, ob ich es kann? Ich tue es.

Jetzt bin ich ganz schön abgeschweift, aber ich finde es so wichtig, sich bewusst zu sein, was solche gedankenlos dahergesagten Sätze in Kinderseelen anrichten können.

Heute war so ein Tag: Heute habe ich mir etwas Gutes getan: Ich war beim Friseur, Schnitt ist geblieben, Farbe ein bißchen anders. Die Augenbrauen sind wieder in Form.
Und hey, ich gefalle mir. Ich mag mich. Mit meinen Speckrollen, meinen Falten, die sich so langsam festsetzen. Da es aber immer noch mehr Lachfältchen sind als andere ist es okay.
Das war auch nicht immer so.
Das erzähle ich aber ein andermal.
Ist eine längere Geschichte. Hat ihren Ursprung in Australien, führte mich an die Lahn und war schließlich ein Ausrufezeichen auf einem langen holprigen Weg.

Ich wünsche euch eine Gute Nacht.
Und einen guten Start ins Wochenende.
Tut euch was Gutes.
Schenkt eurer Seele ein paar Streicheleinheiten.

Inne halten 11.06.2015, 22.22 | (0/0) Kommentare | PL

Aus dem Tagebuch zu jener Zeit:

Das habe ich zu jener Zeit in mein Tagebuch geschrieben.
Ich habe eben nochmal drüber gelesen und nur ein paar wenige Satzteile herausgeschnitten.
Die Melodie bleibt erhalten.
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Inne halten 09.06.2015, 22.49 | (0/0) Kommentare | PL

2. Oktober 2012 - Therapiebeginn

Das war ein heftiger Tag. Um 10 Uhr sollten wir dasein. Haben das Gepäck abstellen dürfen und sollten dann zur Anmeldung gehen.
Dort war dann die erste Hürde zu nehmen.
Zuzahlung im Krankenhaus. 28 Tage mal 10 Euro. Wie ich mir das vorstellen würde. Schließlich bekäme ich nur Krankengeld...
Ich war geschockt. Sicher, große Sprünge waren nicht drin, aber die Therapie erschien mir so wichtig. Da hätte man sich strecken können.
Ich hab mich schon öfters gestreckt, als er in Kur war wegen Depressionen und mit Rentenantrag zurückkam.
Er wollte nicht, da könnten wir gleich nach Hause fahren...
Es gab dann ein Gespräch und man einigte sich auf zwei Wochen Probezeit in der Therapie.
Allerdings musste ich selbst für die Zuzahlung aufkommen, die konnte laut ihm nicht durch das reguläre Haushaltseinkommen abgedeckt werden.
Ich habe mir das Geld geliehen und dann häppchenweise zurückgezahlt.
Das sind so Sachen, die vergisst man nicht.
Er fuhr dann ziemlich grußlos nach Hause, war es doch sein Geburtstag, den er Dank mir am Vormittag zumindest mal anders als geplant verleben musste.

Manchmal beschleicht mich das Gefühl, er wollte auf diese Weise die Therapie verhindern, vielleicht ahnend, was geschehen könnte...
Ich hab mich damals so sehr geschämt.
Die zwei gesprächsführenden Psychologinnen haben sich dann weiter unterhalten. Vielleicht dachten sie ich sei außer Hörweite, aber die eine sagte zu der, die meine Therapeutin werden sollte: So ein kalter abweisender Mensch habe ich lange nicht gesehen. Die abwehrende geradezu feindselige Haltung der eigenen Frau gegenüber...
Im Nachhinein gesehen, hatten sie Recht.

Da am nächsten Tag Feiertag war, waren die meisten Mitpatienten zur Belastungsprobe daheim. Ich musste dableiben, aus unserer Gruppe der Traumagruppe als Einzigste.
Es war so langweilig. So still.
Das war ein stückweit so geplant. Die ersten Tage sollten dem *Ankommen* dienen.
Das hatte ich bitter nötig, hielt ich mich doch selbst für den Simulant auf der Station. Wenn die Krankenkasse das mitbekommen würde, wäre das eh vorüber...

Inne halten 09.06.2015, 22.18 | (0/0) Kommentare | PL

Empfehlenswert

Liebe LeserInnen,
bevor ich einen weiteren Beitrag schreibe,
möchte ich Euch alle gerne auf die Kommentare verweisen.
Ich freue mich über Resonanz auf meine Beiträge und finde die Kommentare oft denkanstoßend.
Viel zu schade, um als Nummer unterzugehen.

Ich bekomme auch ganz viel Resonanz über meine e-mail.
Das freut mich, und erschreckt mich zugleich.
In vielen nach außen so intakt scheinenden Familien ist der Alkohol eher Sucht- denn Genußmittel.
Ich hab ganz viele Lebensgeschichten erhalten, Trost und Zuspruch, und ganz viel von euch erfahren dürfen.

Ich fühle mich geehrt, daß ihr mir so viel Vertrauen entgegen bringt.
Daß ihr ein Teil eures Lebens mit mir teilt. Danke.

Einen ganz lieben Gruß an alle
Stephanie

Inne halten 08.06.2015, 21.23 | (0/0) Kommentare | PL

Therapiebeginn

Ich wollte über meine stationäre Therapie schreiben.
Daher hielt ich es für eine gute Idee, die Beiträge in meinem zu 99.9% passwortgeschützten Blog *Seelenseufzer* nochmal zu lesen... ...weiterlesen

Inne halten 07.06.2015, 22.40 | (0/0) Kommentare | PL

Stationärer Aufenthalt

Heute, eigentlich mehr an diesem Wochenende wollte ich von meiner stationären Therapie schreiben.
Allerdings habe ich heute einen laaaaangen Dienst hinter mir, von 6 Uhr bis 19.15 Uhr.
Und morgen dann nochmal einen von 6 Uhr bis 14 Uhr.
Heute Abend fehlt mir einfach die Konzentration. Die Luft ist draußen.
Ich schau mal wie es morgen ist.

Bis dahin wünsche ich uns allen einen schönen Sonntag!
Wenn ihr frei habt, genießt ihn. Tut euch was Gutes.
Und wenn ich arbeiten müsst: Ruhigen Dienst!

Inne halten 06.06.2015, 21.16 | (0/0) Kommentare | PL

Sauer. Richtig sauer.

Ich bin grad so sauer.
Komme um kurz nach 20 Uhr vom Dienst.
Die Wäsche liegt noch nass in der Maschine. Die, die ich heute Vormittag aufgehängt habe, hängt noch.
Hat man vergessen, kann mal passieren.
Nachdem ich gegessen habe und mich um die Wäsche kümmern will, bittet der Herr des Hauses mit runden Füßen und schwerer Zunge um ein Gespräch...
Ich liebe diese Art von Kommunikation.
Er fühlt sich von uns behandelt wie ein Haufen Scheiße!
Früher waren wir zufrieden, wenn er gekocht hat, heute würden wir ihm das abnehmen.
Nun, wenn er der täglichen Körperhygiene nachkommt, darf er gerne kochen...
Wir wären nicht zufrieden, wie er Wäsche aufhängt und zusammenlegt.
Nun, wenn zusammenlegen bedeutet, etwas wird kleiner, dann kann er es...
Es ist aber doof, alles nochmal zu machen.
Wir würden nicht mit ihm reden, ihn einbeziehen.
Na ja, wenn er grußlos von dannen fährt, im Auto(!), finden wir das nicht prickelnd, sondern gefährlich für andere... redet er nicht mit uns.
Worüber soll ich mit ihm reden. Rede ich vom Dienst, findet er es Scheiße, fühlt sich förmlich bedrängt.
Es mag sich schlimm anhören. Aber ich habe einfach keine Gesprächsthemen, die ich mit ihm bequatschen möchte.

Was er denn möchte, von uns?
Wir sollen ihn in Ruhe lassen!
HÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄ??
Tun wir doch.
Er will weiter saufen. Darf er, kann er, soll er.
Haben wir akzeptiert. Weitestgehend.
Wir wollen damit aber nicht mehr belastet werden. Es ist seine Sucht. Nicht unsere.
Viele lange Jahre war das auch *unser* Problem. Wir waren co-abhängig.
Davon entfernen wir uns jeden Tag ein paar Schritte mehr. Manchmal große Schritte, oft kleine. Aber: Die Richtung steht.

Was wollte er jetzt eigentlich?
Einen Streit vom Zaun brechen?
Ach nee, er will ausziehen. Nun denn: Reisende soll man nicht aufhalten.
Dann die versteckten Suiziddrohungen...

Inne halten 04.06.2015, 21.45 | (0/0) Kommentare | PL

Mal so zwischendurch

Ich schreibe ja nun ein paar Tage hier und befasse mich mit mir und meiner Geschichte.
Da bleibt es natürlich nicht aus, daß ich über das Geschriebene nachdenke.
Oft begleiten mich Beiträge den ganzen Tag. oder in Gedanken schreibe ich weiter.
Das macht was mit mir.
Es wühlt auf.
Manches macht traurig, zornig oder sprachlos.
Ich lese dann in anderen Tagebüchern oder schau bei Facebook rein.
Durch meine Hobbies habe ich viele Kontakte auschließlich über facebook bzw Internet.
Mich macht das Internet nicht einsam, meine kreativsten Hobbies gäbe es ohne Internet nicht.
Manche von meinen Internetfreunden kenne ich seit 10-15 Jahren...

Viele Zuschriften zeigen mir, dass mein Leben bis zur Krise gut strukturiert war. Keiner hatte eine Ahnung oder Vorstellung davon, was bei uns wirklich war.
Ich war ein Meister im Bagatellisieren, auch was mich selbst betrifft. Ich konnte alles kleinreden, auch mich.

Bis zu dem Angebot des Traumatologen eine stationäre Therapie zu machen, war alles in Ordnung. Der hat mich zum Nachdenken angeregt.
Für mich war vieles normal.
Meine Mutter starb? Ich übernehme ihre Rolle im Haushalt.
Dann halt Schule, Haushalt und Garten...
Uwe hat Depressionen, ich mach hier den Haushalt, die Kindererziehung...
Hobby Mittelalter - ich nähe die Klamotten
Jemand hat eine Frage - Steffi googelt und recherchiert die Antwort
Egal was war, es fiel einer aus oder erledigte etwas nicht, Steffi war zur Stelle.

Erst in der stationären Therapie begriff ich, und das nicht bereits in der ersten Woche, daß ich so nicht weitermachen kann.
Das ich Hilfe brauche. Dringend.
Meine jahrelang aufgebauten Strukturen, die mich funktionieren ließen hatten ausgedient.

Ich durfte Schwächen haben, Fehler machen, musste nicht alles gleich und sofort erledigen.
Ja, ich darf mal einen Scheißtag haben, ich bin Mensch!
Für mich war das eine Befreiung.

Warum ich das schreibe?
Ich habe heute von unechten Depressionen gelesen. Und es hat mich getroffen.
Keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Ich möchte auch nicht meine Phantasie bemühen.

Ich habe Depressionen, nehme Med, gehe zur Psychotherapie.
Ich sitze nicht den ganzen Tag daheim und suhle mich in meinen Depressionen. Auch nicht, wenn es mir schlecht geht.
Wenn es mir richtig scheiße geht, merkt das der Herzbewohner an meiner Stimme, meinen Bildern...
Im Alltag merkt das keiner. Warum?
Weil ich eine Rolle spiele. Ich mache den Alleinunterhalter. Lache, auch über mich.
Erledige meine Aufgaben.
Das kostet soviel Energie. Das Loch wird dann nur tiefer.
Ich hab ganz viele Krankheitstage 2015. Der Winter war lang und dunkel.
Ich hab keine Lust mehr auf diese Rolle, diese Spielchen.
Wenn es mir nicht gut geht, möchte ich das sagen können und dürfen ohne diesen Blick von der Seite.
Es tut mir leid, daß sich Depressionen nicht in Blutwerten messen lassen oder sich auf dem Röntgenbild als schwarze Schatten darstellen.
Ich `*mache* nicht krank.

Was sind echte Depressionen? Wenn ich Suizidgedanken habe?
Wenn ich nur am Heulen bin, traurig, niedergeschlagen?
Was sind falsche Depressionen?
Können Depressionen falsch sein?

Habt Ihr Ideen ?
Auch warum mich das so beschäftigt?

Inne halten 02.06.2015, 00.14 | (0/0) Kommentare | PL

Dienstbeginn

Ich bin tatsächlich montags zum Dienst gefahren.
Die Übelkeit wurde verdrängt, ebenso die Angst.
Es war ein Spätdienst. Und es lief gar nicht sooo schlecht. ...weiterlesen

Inne halten 31.05.2015, 19.28 | (0/0) Kommentare | PL