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Einträge vom: 22.05.2015

Linkliste und Kommentare

Vielen Dank für eure Kommentare.
Ich hab einige mails erhalten.
Das Thema scheint zu interessieren und vielerorts - leider - aktuell zu sein.

Ich bemühe mich jeden Kommentar zu beantworten, möchte aber gleich auch ein bißchen um Geduld bitten, wenn das nicht am gleichen Tag geschieht.
Meine Linkliste werde ich in den nächsten Tagen anlegen.
Ich hab hier ein paar schöne lesenswerte Blogs gefunden und freu mich die weiter zu verfolgen.

Euch allen einen schönen Abend und eine Gute Nacht.
Ich habe morgen Frühdienst und muß beizeiten raus.

Inne halten 22.05.2015, 22.18| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Nebelflüstern

Das letzte Februarwochenende 2011

Es war ein wirklich turbulentes Wochenende.
Donnerstags gab es die Zusage für das Mittelkind. Sie hatte sich für das parlamentarische Partnerschaftsprogramm beworben und war in unserem Wahlkreis ausgewählt worden. Ein Jahr USA. Klasse.
Freitags hatte ich Frühdienst. Am Abend hatten wir Unstimmigkeiten, was wir denn schauen wollten um 20.15 Uhr.
Ich gab schließlich nach um dann zu sehen wie der Herr des Hauses um 20.40 Uhr aufstand und *Gute Nacht* murmelte.
Ganz toll: Mein Film läuft bereits eine halbe Stunde. Da komm ich nimmer rein. Ich war etwas angefressen.
Noch angefressener war ich dann als eines der Kinder meinte: Der Papa will eine Flasche Wasser.
^^Wenn der Wasser will soll er sichs holen. Steht im Keller unter der Treppe, wie immer.^^
Ich war angefressen. Und hab kein Wasser geholt. Ich wollte Film gucken.
Ein paar Minuten später kam wieder ein Kind und meinte, ich solle mal nach dem Papa schauen, dem ginge es wohl nicht so gut.
Ich bin ins Schlafzimmer. Er saß im Bett, aufrecht. Auf meine Frage was los sei sagte er, er habe hier Schmerzen und deutete auf sein Brustbein. Hinlegen sei gar nicht möglich.
Ich nach kurzem Blick und ausreichend Berufserfahrung in der Kardioloie, meinte das sei das Herz und ich würde nun einen Arzt rufen.
Wo ich Freitags Abends um die Zeit einen Arzt hernehmen wollte? Herz, pah... Das geht schon wieder. Also kein Arzt.
Ich wieder vors Fernsehen... Keine Ruhe...
Wieder hoch. Und? Besser?
Er lag auf der Seite, atmete ruhig und sagte *Ja, besser*

Da ich von meinem Film an jenem Abend eh die erste halbe Stunde verpasst hatte, ein Großteil durch diverse Störungen.
Immer wenn ich zurück kam, kam Werbung.... - beschloß ich die Kiste auszumachen und ins Bett zu gehen.
Vielleicht noch ein paar Seiten lesen...

Ziemlich schnell machte ich das Licht aus und schlief ein.
Irgendwann höre ich eine mir vollkommen fremde Männerstimme stöhnend mit unserem Hund reden.
Häh? Wer ist das?
Ich dreh mich herum, und bin schlagartig wach.
Neben mir liegt mein Mann. Von der Gesichtsfarbe her eher tot als lebendig und sagt zu unserem Hund: * Wir waren doch schon draußen. Später gehen wir nochmal, wenn es mir besser geht.*
Ich frage nur kurz was wo wehtut. Klassische Symptome, starker Brustschmerz ausstrahlend in Schulter und Arm links, Kalter Schweiß.
Den ÄND angerufen und die Kids geweckt. Einer muss den Krankenwagen und Notarzt einweisen und ein anderer mit unserem irren Aussie mit voller Blase raus.
Es gab noch eine kurze Diskusion am Telefon mit dem ärztlichen Notdienst. Der war mit meiner Diagnose nicht ganz so einverstanden und wollte mehr EInzelheiten.
Ich kann mich noch erinnern, daß ich dem Herrn sagte, er solle die Leitung freimachen indem er auflegt. Ich würde mir jetzt kompetentere Hilfe holen und wenn meinem Mann was passieren würde, wäre ihm eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung so sicher wie der fliegende Weihrauchpott in Santiago de Compostela.
Es war Samstag, kurz nach 6 Uhr und der macht mich so dämlich von der Seite an...

Wenige Minuten später traf der Notarzt und der RTW ein.
Im EKG bestens zu sehen: Infarkt.
Es ging in die Klinik und dort gab es Stents. Nach einer Stunde grad nochmal welche...

Diagnose stand fest: Schwerer Infarkt.
Die nächsten Tagen verbrachte er auf Intensivstation.

In jener Zeit beschlich mich ein ganz komischer Gedanke:
Wenn ihm jetzt was passiert, dann war es das. Dann bin ich mit Mitte 40 Witwe.
Dann ist mein Leben doch auch irgendwie vorbei.
Ich kam ins Grübeln und dachte viel nach.
Das bisherige Leben wollte ich so auf gar keinen Fall weiterführen.
So nebeneinander her wie Bruder und Schwester. Nein.
Ich bin doch nicht nur Mama.
Ich bin doch auch noch Frau. Eine Frau mit Bedürfnissen.

Morgen geht es hier weiter.
Danke fürs Lesen.
Gute Nacht.

Inne halten 22.05.2015, 22.12| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Nebelflüstern

Ein denkwürdiger Nachmittag


Meine Erinnerungen an diesen Nachmittag sind sehr durcheinander.
Es war ein Chaos, in mir und auch um mich herum.
Tausend Gedanken wirbelten mir durch den Kopf.
Alkoholiker... Ich dachte es wären Depressionen...
Ich fühlte mich verletzt. Zutiefst verletzt.
Er kam dann aus der Klinik und heulte. Wir heulten beide.
Ich war traurig und wütend zugleich.
Mir schossen Gedanken durch den Kopf.
Und wieder Zorn und Wut. Und so hilflos und machtlos...

Endlich kam der Termin bei seinem Arzt.
Ich erinnere mich noch dran dem gesagt zu haben: Ich wünsche nicht, daß ihre Angestellte Schwierigkeiten bekommt. Ihre Handlungsweise war absolut richtig!
Er sah das etwas anders.

Das war aber nicht das Thema. Mein Mann wollte/sollte zum Entzug und hielt es in der Klinik nicht aus.
Also, wie geht es weiter?
Es musste doch einen Plan B gegen.
Ich war immer ein Mensch der Tat. Jammern war nicht mein Ding. Zumindest nicht jammern und verharren in einer Situation.
Das hat mir manches mal sicher das Leben gerettet, es mich aber ebenso oft an Grenzen gebracht, die ich nicht wahrnehmen wollte und nach außen verschob.
Ich war von jeher für andere da, konnte für sie kämpfen, sie tragen und unterstützen.
Für mich sah ich da keine Notwendigkeit.
Das wäre sicherlich sehr egoistisch gewesen. So zumindest mein damaliges Denken.
Mein Mann beschloss ab sofort nichts mehr zu trinken. Seinen Psychiater erfreute es. Nur ich, ich fand das irgendwie doof, so ohne Therapie...
Aber, wenn der Psycho-Doc ihn unterstützt, kann ich doch nicht kneifen...

Ich weiß noch: Als wir die Praxis verließen, fragte mich der Psychiater, wie es mir ginge.
Ich lachte bitter auf und meinte: Mir geht es gut. Doch. Ich bräuchte jetzt aber einen Schnaps, einen zur Verdauung. Ich glaube, ich hatte eben viel zu schlucken.
Er schaute etwas betreten drein und wir fuhren.
Die folgenden Tage waren die Hölle.
Nein, er trank nichts, nicht einen Schluck, aber in mir wuchs so eine Wut...
Ich hatte keinerlei Vertrauen mehr.
Ich erwischte mich dabei, wie ich an seinem Tee schnupperte, seinen Kaffee argwöhnisch betrachtete. Ich beobachtete ihn.
Verließ er das Haus nahm ich bei seiner Rückkehr Witterung auf.
Er trank nicht. Nicht einen Schluck.
Allerdings machte er auch keine Therapie.
Weder die anonymen Alkoholiker noch sonst eine Gruppe besuchte er jemals.
Wozu auch? Er war doch trocken.

Von seinem Umfeld wusste es niemand, nur sein Bruder, dem sagte ich es in jenem Juli. Er nahm es zur Kenntnis.
Fand ich auch nicht richtig.
Aber gut. Er hat es so gewollt und ich zog mit.
Der Kelch schien an uns vorüber gezogen zu sein.
Mein Mann war trocken und es kehrte allmählich wieder Alltag ein.
Der war in den folgenden Jahren geprägt, von Depressionen, Krankheiten wie Asthma und endete schließlich in seiner Berentung 2008.

Morgen geht es dann mit einem denkwürdigen und wegweisenden Wochenende weiter.
Anders ausgedrückt: Dornröschen hat ausgeschlafen.

Danke fürs Lesen und Gute Nacht.

Inne halten 22.05.2015, 00.04| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Nebelflüstern