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Seelsorge ist anders!

So, da stand ich nun.
Mit schlechtem Gewissen und einem Freibrief vom Gatten.
Das war doch alles nicht mehr normal.
So konnte das doch nicht bleiben.
Zum damaligen Zeitpunkt war ich in der methodistischen Kirche und hatte die Hoffnung ein offenes Gespräch mit unserem Pastor könnte helfen, zumindest nicht schaden.

Geholfen hat es nicht. Ob es geschadet hat vermag ich nicht zu beurteilen.
Es war eine Erfahrung. So kann man es glaube ich ausdrücken.
Anfang Juli bat ich unseren damaligen Pastor um ein Gespräch. Ich wollte es ziemlich zeitnah haben. Schließlich ging es um Ehebruch.
Na ja, es dauerte. Ich hatte zwar die Zusage auf ein Gespräch, aber keinen Termin.
Mal passte sein Terminkalender nicht, mal stand mein Dienst einem Termin im Wege.
Mir brannte das Thema zwar unter den Nägeln und ich hoffte auf ein baldiges Gespräch.
Ich brachte mich und meinen Wunsch nochmal in Erinnerung und tatsächlich: Am ersten Freitag im Dezember 2011 war es soweit.
Von 18 Uhr bis 19 Uhr hatte ich Gelegenheit mein Problem zu schildern.
Und das war in der Zwischenzeit etwas größer geworden: Ich hatte einen Mann kennengelernt, jenen besonderen Menschen, von dem ich in einem der letzten Beiträge schon mal kurz schrieb. Wir hatten eine Affäre, so heißt das wohl...
5 Monate hatte ich auf dieses Gespräch gewartet und wahrscheinlich hätte es noch länger gedauert, wenn nicht eine damalige mütterliche Freundin was gesagt hätte.
Das Gespräch an sich verlief gut.
Natürlich blieb mein Ehebruch Ehebruch und Sünde. Allerdings sah der Pastor auch die Not, in die mein Mann mich mit seiner Haltung gebracht hat.
Er wollte als nächstes ein Gespräch mit ihm anstreben, um anschließend gemeinsam evtl. seelsorgerliche Begleitung in Anspruch zu nehmen.
Das war der Freitag.
Am nächsten Tag gab es hier im Haus einen großen Streit. Ich weiß schon gar nicht mehr worum es ging. Es fiel das Wort Trennung und Scheidung und das man sich ab sofort im Trennungsjahr befände...
Sonntags fuhren wir dann - trotz Trennung - gemeinsam zum Gottesdienst.
Nach dem Gottesdienst gab/gibt es in der Gemeinde immer einen Tee oder Kaffee und Gelegenheit zu Smalltalk und Gedankenaustausch.
Den Gottesdienst leitete unser Zweitpastor. Und eben jener kam auf mich zu und fragte, ob er mich mal sprechen könne.
Selbstverständlich. Er erzählte mir er habe gerade mit meinem Mann gesprochen und ihn gefragt wie es ihm ginge.
Dieser habe ihm mit einer Gegenfrage geantwortet: Wie soll es einem schon gehen, wenn man von seiner Frau hausintern getrennt lebt und die einen Anderen hat?
Ob das stimmen würde?
Ohne Umschweife sagte ich Ja. Ich hatte ja noch die Erinnerung an den Freitag Abend im Kopf und wußte um das geplante Vorgehen des Pastors.
DAS MUSS SOFORT BEENDET WERDEN.
Ich sehe den Zweitpastor noch vor mir, und hab die Worte noch im Ohr, die er mir regelrecht entgegenschleuderte...
Nahezu trotzig meinte ich dann, ganz so einfach sei das nicht. Schließlich seien da Gefühle gewachsen.
Ich hatte keine Chance. Die Fronten waren geschaffen und ausgehärtet.
Ich hörte erstmal nichts mehr aus der Gemeinde. Weder vom ersten noch vom zweiten Pastor.
War mir einerseits ganz Recht. So ein Sonntagsgespräch brauchte ich kein zweites Mal.
Ich mied die Gemeinde an Sonntagen, besuchte allerdings meinem Hauskreis.
Um Ostern rum bin ich dann nochmal zum Gottesdienst gegangen.
Und da fragte mich doch der Pastor: Hättest Du damals eigentlich gerne nochmal ein Gespräch gehabt? Ich hab das grad nicht mehr so parat.
Ich: Ja schon. Eigentlich immer noch, weil das belastet mich schon.
Er: Dann sollten wir mal gucken.

Nach was er gucken wollte weiß ich nicht, jedenfalls war das das letzte Mal, das ich ihn sah. Er war sehr beschäftigt mit Evangelisation und Seelsorge.
Im April 2012 hab ich dann einen Brief von ihm bekommen. Drin stand, das da bei uns wohl einiges schief gelaufen sei und das es ihm leid täte. Er gratulierte mir noch zum Geburtstag.
Ich war so sauer, ich schrieb umgehend meinen Austritt aus der Gemeinde.
Losgeschickt habe ich das Schreiben erst später. Für einen kurzen Zeitraum von wenigen Wochen vertrat ich den Standpunkt, die Gemeinde hat mich verdient.
Irgendwann kehrte die Vernunft zurück und ich stellte fest, dass die Gemeinde zwar mich, aber ich keineswegs die Gemeinde verdient hatte.
Ganz egal, wie schwerwiegend Ehebruch sein mag. In meiner Bibel ist ein anderer Umgang mit Sünde und sogar mit Ehebrechern beschrieben.

Es gab noch mal ein kurzes Telefonat, weil meine Austrittsbestätigung auf sich warten ließ. Die trudelte dann im September 2012 hier ein.
Da wollte der Zweitpastor sich dann plötzlich mit mir auf einen Kaffee treffen.
Ich sagte ihm, er solle sich zwecks Terminabsprache in zwei Wochen nochmal melden.
(Ich hatte einen Krankenhausaufenthalt vor mir)
Nun, die Terminabsprache steht immer noch aus...

Seither habe ich keine Gemeinde mehr von innen gesehen.
Ich werde auch nie wieder einer beitreten.

Danke fürs Lesen.

25.05.2015, 22.35

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