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Ein Seelenseufzer aus dem April

Ich musste mal einen Seelenseufzer aus dem April hierherholen.
Warum?
Ich schreib gleich einen neuen Eintrag hier und ich glaub, den hier braucht man zum besseren Verstehen.

1.19 Uhr... 2.19Uhr...
Ich weiß es nicht mehr.
Franzi steht an meinem Bett. Sie entschuldigt sich, erzählt was von Frühdienst und Polizei rufen. Papa drehe jetzt vollkommen durch.
Ich bin schlaftrunken. Höre in die Dunkelheit. Nichts. Es ist still.
Ich stehe auf, gehe nach unten.
Uwe sitzt unter dem PC, will irgendwelche Mails bearbeiten, er sitzt auf dem Boden. Vollkommen neben der Spur.
Orientierung Fehlanzeige. Koordination von Bewegungen... nicht vorhanden.

Eine kurze heftige Auseinandersetzung.
Ich sage ihm, ich rufe nun die Polizei.
Er brüllt, ich solle ihm das nicht antun. Ich brülle zurück, das tust du dir selbst an.
Ich gehe aus seinem Blickfeld.
Bin wohl sein rotes Tuch...
Er lässt sich irgendwie in den Sessel bringen im Kaminzimmer.
Wenige Minuten drauf geht er wieder in den Keller. Er fällt eigentlich mehr.

Meine Entscheidung steht. Ich nehme mein Handy und wähle die 112.
Ich schildere in wenigen Sätzen was bei uns gerade abgeht. Die Rettung verweist mich erstmal an die Polizei, weil das ja wohl eher nach einer §10 Einweisung aussieht.
Ich rufe bei der Polizei an. Nach einer halben Stunde kommen zwei Beamte.
Ich habe Uwe informiert, daß die Polizei kommt. Du dumme Sau, du hinterfotzige Schlampe.
So bin ich noch nie tituliert worden. Niemals.

Zunächst lässt sich ein 10er§ nicht erkennen. Uwe ist von der Polizei beeindruckt. Hält die Fassade aufrecht. Zum Glück sind die Beamten länger da, sehen die akute Sturzgefahr, bemerken die Verwirrtheit. Uwe erklärt sich schließlich bereit freiwillig mit nach Giessen zu gehen...
Er hat bis zum Eintreffen der Rettung noch heftige Halluzinationen. Er fährt im Kaminzimmer Auto, mit dauerhafter Vorfahrt. Er bearbeitet mails, putzt die Brille. Eine Runde mit Finja dreht er auch noch.
Alles im Kaminzimmer, im Beisein von Franzi und Johannes und den beiden Polizeibeamten.
Der Morgen graut schon, als die Rettung Richtung G.... abfährt.
Ich melde mich auf der Arbeit krank. Ich kann nicht. Meine Kraftreserven sind aufgebraucht.

Gegen 7 Uhr ruft Vitos G.... an. Uwe hat ein schweres Delirium, in dem er wahrscheinlich in der Nacht/am Morgen verstorben wäre.
Ohne unser Eingreifen und das Rufen der Polizei wäre das anders ausgegangen - so der Tenor der Vitos Klinik.
Unser Hausarzt war entsetzt, als er realisierte der Entzug fand zu Hause statt und der Psychiater hat schlicht und ergreifend versagt.

Ach so: Es wurde dann doch noch ein §10:
Uwe blieb nicht im Bett liegen, musste fixiert werden.
Der Richter entschied auf 14 Tage.

Inne halten 18.08.2015, 12.40

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