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Dornröschen wacht auf...

Sollte etwa alles so weitergehen?
Eigentlich schon. Zumindest was ihn betraf.
Er trank nicht mehr, nach dem Infarkt kam noch der Rauchstopp.
Aber sonst ging alles seinen Gang.
Wir lebten nebeneinander her.
Gespräche, warum dies so ist, wurden relativ schnell von ihm beendet.
Er könne nicht mehr so und so wichtig sei das Ganze doch auch nicht.
Und ich meine jetzt hier nicht nur Sex. Auch sonst gab es nichts. Keine Umarmung, kein sich an der Hand nehmen, kuscheln...
Nichts, die ganze Palette der Zuneigungsbekundungen blieb unbenutzt, staubte ein und vertrocknete.
Lediglich, wenn ich zum Dienst fuhr gab es einen Abschiedskuss auf die Wange. Vollkommen unverbindlich.

Mir war das zu wenig. Mir war das schon lange zu wenig, aber jetzt erst drang es in mein Bewusstsein.
Irgendwie löste sein Infarkt bei mir ganz schön was aus.
Ich konnte und wollte nicht akzeptieren so emotionslos weiter leben zu müssen.
Ich hatte doch Bedürfnisse.
Die meldeten sich plötzlich.
Natürlich meldeten sich dann auch gleich Schuldgefühle.
Damals war ich auch noch in einer Freikirche.
Und was ich dachte... war schon Ehebruch.
Wie kann ich Bedürfnisse haben, die mein Mann nicht hat. Und wie kann mir Sex und körperliche Nähe auf einmal so wichtig sein.
Das geht gar nicht.
Ich versuchte mein Glück erst mal zu Hause.
Kaufte mir Wäsche... Er merkte es nicht mal. Ich dachte, ich könnte ihn so etwas locken...
Ich zog sie dann nicht mehr an und irgendwann entsorgte ich sie.

Ich fühlte mich schlecht. Selbstzweifel nagten an mir.
Ein Teufelskreis begann.
Ich suchte die Schuld bei mir. Vielleicht war ich zu dick, oder einfach nicht liebenswert. Unattraktiv. Uninteressant. Übersehbar.
Nun, das konnte ich herausfinden. Ich ging auf die Pirsch, Marktwert ermitteln. One-Night-Stand nennt man das heute wohl.
Befriedigte mich auch nicht. Das habe ich nicht gesucht.
Ich wollte nicht nur Sex. Ich wollte Leidenschaft, Liebe, Zuneigung. Wärme in meine gefühlskalte Welt. Einfach mal eine Umarmung.

Damals durchstöberte ich das Internet. Solche wie mich musste es doch öfters geben. Ich suchte Austausch und fand einige Gruppen bei wkw die sich damit beschäftigten.
Und es gab tatsächlich mehr *so wie ich*.
Menschen - Männer wie Frauen - die mehr in einer Wohngemeinschaft leb(t)en, denn in einer Ehe.
Die meisten dieser Ehen sind über kurz oder lang zerbrochen, oder man arrangierte sich.
Ich habe einige interessante Menschen kennengelernt und einen ganz Besonderen.
Von ihm werde ich ab jetzt öfters schreiben. Er wird aber nicht mit seinem Realnamen auftauchen. Er ist der Mann mit dem Bärchenpflaster, das Bärchenpflaster selbst. Er ist Herzbewohner, Seelentröster, Sternenpflücker.
Ich denke, ihr werdet wissen, wenn ich von dem besonderen Menschen schreibe. :-)

Obwohl das so weder geplant noch beabsichtigt war. Wir haben uns geschrieben, ich weiß gar nicht wie lange.
Ich fand ihn total interessant und wartete stets auf eine neue Nachricht von ihm.
Wir verabredeten uns auf einen Kaffee in einem Lokal. Nur meine Freundin wusste wo ich bin. Für alle Fälle, wenn Frau sich schon mit einem fremden Mann verabredet.
Wer weiß was da alles passieren kann... (O-ton Freundin)
Vor dem Treffen wollte ich ein Bild. Weil ich steh auf Mann mit dunklen Haaren, vielleicht noch gelockt. So ein Antonio Banderas-George Clooney-Ben Affleck- Verschnitt...
Nun, das Bild zeigte einen Herrn im Anzug mit fehlendem Kopfhaar... Gar nicht mein Typ. Sagte ich auch gleich, aber weil wir so schön miteinander schreiben konnten, und so ein Kaffee im goldenen Oktober...

Inne halten 23.05.2015, 19.42

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