Ausgewählter Beitrag

Vielleicht gehört zum Schritt in die Zukunft...

... auch ein Blick in die Vergangnheit.


Ich hab den gestrigen Abend damit verbracht mir hier alle Beiträge durchzulesen.
Man sagt mir zwar nach, nichts zu vergessen, aber so manches hatte ich verdrängt.
Mich plagten in der letzten Zeit Schuldgefühle:
Hätte ich mehr Hilfe angeboten...
Wäre ich weniger egoistisch gewesen...
Wenn ich nicht ausgezogen wäre...
Eben: Hätte - Wäre - Wenn

Es hätte höchstwahrscheinlich nichts geändert!
Im Gegenteil.
Wäre ich nicht ausgezogen, wäre wahrscheinlich die verbliebende Achtung in Hass umgeschlagen und der letzte Rest an Respekt verloren gegangen.
Ich habe diese Distanz und meine eigene Wohnung gebraucht um Uwe weiterhin Hilfe anbieten zu können und um selbst überleben zu können.
Ein Ausharren in der damaligen Situation wäre tödlich gewesen.
Ich hatte vor meinem Auszug Suizidgedanken...
Hilfe anbieten konnte ich nur, eben weil ich nicht tagtäglich mit der Realität des Alkoholismus konfrontiert war.
Ich habe den Abstand gebraucht um einen Schritt auf Uwe zugehen zu können.
Unser Verhältnis hätte sich niemals so verbessern können, wenn wir weiterhin zusammen gewohnt hätten. Niemals.

Teilweise bin ich über meine Einträge erschrocken. Diese Heftigkeit war mir nicht mehr gegenwärtig.
Die Ängste und die Bedrohungen habe/hatte ich verdrängt.
Die möchte ich jetzt auch nicht wieder hervorkramen.
Ich bin froh, daß wir in den Jahren unserer Trennung ein freundschaftliches Verhältnis aufbauen konnten.
Ich bin dankbar dafür, daß es keinen Streit zwischen uns gab. Mich plagen keine Gewissensbisse.
"... das wollte ich Dir noch sagen"
Zwischen uns war alles gesagt. Unsere Liebe hat die Zeit nicht überdauert, überlebt.
Sie hatte sich verändert. Uwe war in trockenen Zeiten ein wunderbarer Mensch, ein Freund, einer meiner besten Freunde...
Und auf besondere Weise habe ich ihn geliebt, liebe ihn wahrscheinlich immer noch, nur eben nicht als Ehemann und Lebensgefährte, wohl aber als Freund und Vater meiner Kinder.

Es gab aber auch die nassen Zeiten, die Zeiten in denen Verletzungen an der Tagesordnung waren.
Zeiten, in denen ich Angst vor Uwe hatte, vor dem nächsten Augenblick...

Der Blick zurück hilft mir momentan meine Gedanken zu ordnen, meine Gefühle zu sortieren.

Es war richtig auszuziehen.
Ich hätte Uwe mit einem Dableiben nicht helfen können.
Selbst durch unsere Trennung konnte ich ihn nicht retten.
Bis zu einem gewissen Zeitpunkt hätte er sich selbst retten können.
Wahrscheinlich hat er selbst irgendwann aufgegeben, sich aufgegeben.
Mittlerweile glaube ich, daß Sucht einen irgendwann an den Punkt bringt, an dem keine Umkehr mehr möglich ist.

Inne halten 26.04.2019, 22.48

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