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Zeit für Veränderungen

Ich habe mich verändert und es wird weitere Veränderungen in meinem Leben geben.
Wie berichtet, läuft seit gestern ein Arbeitsversuch. Das sah so aus, daß ich nach 7 Wochen Krankheit Dienst hatte, mit einer Kollegin, die sich in der Pflege auf dem Wohnbereich nicht auskannte... Natürlich haben wir das hingekriegt, ich bin seit Jahren in dem Haus und die Kollegin sehr nett und fit. Was mich daran störte, ist das das so geplant war... Finde ich nicht schön nach soviel Wochen zu einem Arbeitsversuch so eingeteilt zu werden.
Weiter stehe ich am Wochenende im Dienstplan mit Frühdienst auf einem anderen Wohnbereich. Das Wochenende ist mein freies Wochenende...  Auf Nachfrage, hatte man keine Zeit. Auf schriftliche Nachfrage braucht man es von meiner Ärztin schriftlich, dass ich das Wochenende nicht arbeiten kann.
Zum Glück hatte ich gestern einen Termin bei meiner Therapeutin. Eben jener, die den Arbeitsversuch eh als zu früh einschätzte.
Das Gespräch mit ihr war für mich wegweisend und das Verhalten meines Arbeitgebers heute entscheidend.
Nach Ansicht meiner Ärztin stehe ich binnen kurzer Zeit genau da, wo ich vor 7 Wochen auch stand. Die Frage, ob ich mir den Arbeitsplatz bis zur Rente vorstellen könnte, hab ich ganz entsetzt mit *Um Gottes Willen, NEIN* beantwortet....
Heute hab ich dann um ein Gespräch gebeten, welches nicht zustande kam, Zeitmangel der Heimleitung... Nun, dieser Zeitmangel besteht seit September...
Heute Nachmittag habe ich mich dann ausgiebig mit dem Herzbewohner unterhalten und ihm mitgeteilt, daß meine Zeit in diesem Wohn - und Pflegezentrum zu Ende geht. Egal, wie gerne ich da arbeite und wie sehr mir die Bewohner ans Herz gewachsen sind.
Ich selbst stehe mir allerdings auch nahe, ich mag mich und möchte mir das einfach nicht mehr antun.
Ich hab knappe 160 Überstunden und 20 Tage Resturlaub. Ab Dezember gibt es bei uns Urlaubssperre.
Es soll nur noch ein freies Wochenende im Monat geben, zwei Dienstwochenenden und ein halbes Dienstwochenende.
Ob das die Pflege in dem Haus attraktiver macht? Ich hege Zweifel.
Ich bin ab 9 Uhr auf einer Pflegestation mit 10 Bewohnern alleine im Dienst. Für diejenigen, die den Dienstplan erstellen, streng nach Pflegeminuten mag das ausreichend sein, für mich ist es gefährliche Pflege.
In den knapp 10 Jahren, die ich in dem Haus arbeite, gab es sehr viele Rückschritte, freilich unter dem Deckmantel des Fortschritts. Bei klarer Sicht ist es ein zurück zur Funktionspflege. Sauber, satt, trocken... Wobei auch das ist zu vernachlässigen, da die Bewohner ein Recht auf Verwahrlosung haben.
Ich liebe meinen Beruf, möchte und konnte bislang immer 100%ig hinter jedem Arbeitgeber stehen und mich mit meinem Haus identifizieren. Gerne habe ich Arbeitssuchenden gesagt *Hey, bewirb dich bei uns.* Das mache ich schon länger nicht mehr.
Selbstverständlich nehme ich meine Treuepflicht ernst, und so schweige ich, wenn mich jemand fragt, ob bei uns was frei ist. Ich weiß es einfach nicht...
Ich hab jahrelang *durchgehalten*, jetzt mag ich nicht mehr. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich den Respekt vor der Heimleitung verliere, jegliche Achtung. Das halte ich nicht nur für ungesund, das ist gefährlich und offenbart irgendwo einen Schlußpunkt.
Lange Zeit hatte ich Bedenken vor einem Wechsel, da wusste ich was ich habe, wer weiß wie es woanders ist?
Heute kann ich diese Frage beantworten: Es kann nur besser werden.
Und so gucke ich nun nach Stellenanzeigen und hey, Pflegefachkräfte sind gefragt!
Wie sagte meine Große am Wochenende wegweisend, ohne große Infos zu haben: (Ich zeigte ihr einen Neubau eines Pflegeheims) Mama, da kannst Du auch arbeiten, bekommst vielleicht sogar mehr Geld, zumindest bekommst Du Wertschätzung...
Ich hatte Pipi in den Augen. Wertschätzung... Wow.
Ich drücke es mal so aus: *Hier bekommst Du eher eine Abmahnung, denn eine Gehaltserhöhung* (Zitat einer ehemaligen Kollegin)
Also könnte das mit dem Plus in der Börse auch hinkommen. In 10 Jahren gab es einmal eine Erhöhung um 0,5 %...

Inne halten 22.11.2016, 21.21

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von SannA

Die gleiche Entscheidung habe ich im Februar 2006 getroffen - allerdings von Donnerstag auf Freitag und Dienstags den Aufhebungsvertrag unterschrieben ... und keine Sekunde bereut, dies getan zu haben - auch wenn die Durststrecke danach lang und heftig war ... aber das mentale Wohlbefinden und die Tatsache, jeden Tag erfreut in den Spiegel zu schauen, war es wert!
Toi,toi,toi für dich - du hast in jedem Fall das Richtige für dich getan,
LG, SannA

vom 22.11.2016, 21.56